Unser Erfolg: Die Legende vom Aufstieg
Rumelner TV steigt in die Kreisliga A auf – Vogt schießt RTV zum Aufstieg
Duisburg-Rumeln, 06. Juni 2010. Riesenjubel am Waldborn! Die 1. Mannschaft der Fußballabteilung des Rumelner TV schafft mit einer überaus jungen Mannschaft und einem Altersdurchschnitt von 22,7 Jahren den Sensations-Coup: Aufstieg in die Kreisliga A und damit den größten Erfolg der Vereinsgeschichte in diesem Jahrzehnt. In einem nervenaufreibenden Relegationsspiel auf neutralem Boden besiegte der RTV den TuS Rheinberg 08 mit 1:0 (0:0). Ca. 250 mitgereiste Fans feierten den goldenen Treffer von Goalgetter Pierre Vogt in der 85. Minute frenetisch und ließen nach dem Abpfiff ihrem Jubel freien Lauf.
Der Rumelner TV musste durch das Erreichen des 2. Tabellenplatzes und des gleichzeitigen Abstieges des VFL Repelen und des TuS Xanten aus der Bezirksliga ein Entscheidungsspiel gegen die zweitplatzierten Rheinberger der Parallelgruppe austragen. Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 30° Grad bildeten schätzungsweise 500 Zuschauer auf der Platzanlage des TuS Preußen Vluyn 09 den passenden Rahmen für einen spannenden Saisonabschluss auf beiden Seiten. Schon vor dem Anpfiff machten sich die mitgereisten Rumelner Anhänger lautstark bemerkbar – die Schmähgesänge auf den Gegner und die Lobeshymnen auf das eigene Team waren bis in die Katakomben des Jahnstadions zu hören. Der Puls und die Nervosität beim blutjungen und unerfahrenen Team des RTV schnellten bis ins Unermessliche in die Höhe – Fans, Vereinsfreunde, Offizielle, Trinkkumpanen, Verantwortliche und Spieler konnten den Anpfiff kaum erwarten. Nach einer Saison mit Höhen und Tiefen war dieses Spiel die letzte Chance den lang ersehnten Traum eines jeden Amateurfußballers für die Rumelner wahr werden zu lassen.
Nach ungewöhnlich langer Vorbereitungs- und Konzentrationsphase schickte sich das Rumelner Team an, das Unmögliche mit folgender Startelf zu schaffen:
1 Christian Franck – 13 Andreas Kutzera – 5 Tim Fröse – 18 Mike Birnbaum – 11 Florian Reusch – 24 Christian Borka – 23 Dustin Bougheraba – 7 Benjamin Berrang – 12 Thorsten Berdelmann – 22 Dennis Meinert – 17 Pierre Vogt
Kutzera musste von Beginn an in der Dreier-Abwehrkette aushelfen, da Chris Seifert beruflich verhindert war. So rückte Christian Borka neben Florian Reusch auf die Sechser-Position. Keeper Franck dirigierte die direkt vor sich agierenden weiteren Abwehrrecken Fröse und Birnbaum. Kapitän Dustin Bougheraba und Benjamin Berrang sollten über die Außen für Druck sorgen – Berdelmann das Spiel als 10er lenken. Vorne sollte das gefährlichste Sturm-Duo der Kreisliga mit Dennis Meinert und Pierre Vogt – beide erzielten zusammen in dieser Saison mehr als 60 Tore – für Torgefahr sorgen.
Beim Betreten des Platzes trauten die Rheinberger Spieler wohl ihren Augen nicht. Die Rumelner Fans veranstalteten eine unglaubliche Stimmung und verwandelten das Rund des Jahnplatzes mit ihren Fangesängen, Vuvuzelas, Fahnen und weiteren Fanartikeln in einen Hexenkessel mit explosiver Stimmung. Vor allem der gefürchtete Block 13 um alteingesessene Fans wie Christopher „Manolo“ Schäfer, Stephen „Juhnke“ Thöne und Patrick „Wampe“ Striegel sorgten mit Megafonen für Unruhe auf der Gegenseite. Auf Seiten des TuS Rheinberg waren einige Dutzend Muttis, Vatis und Schwesterchen angereist. Angefeuert wurde das Team allerdings auch durch die lautstarke Kamper Alemannia, die sich als Tabellenerster vor dem RTV durchsetzen konnte. Die vielen neutralen Zuschauer waren entsetzt über die Schmähgesänge der teils stark alkoholisierten RTV-Anhänger – die hiesige Polizei sollte einige von ihnen zu einem späteren Zeitpunkt des Tages noch antreffen. Beim Einlauf der RTV-Elf kochte die Stimmung über – einige Spieler der Startelf waren überwältigt.
Vom Anpfiff weg nahm der RTV das Heft in die Hand und ließ den Ball durch die eigenen Reihen laufen, ohne jedoch zu nennenswerten Chancen zu kommen. Es entwickelte sich ein Spiel das besonders von der Spannung lebte – man merkte beiden Mannschaften dann doch die unmenschlichen Temperaturen und die große Nervosität an. In diesem K.O.-Spiel hatten beide Teams Angst in Rückstand zu geraten. Der Rumelner TV war sehr bissig in den Zweikämpfen, was einer großartigen Motivationsansprache vor dem Anpfiff geschuldet war. Dieses aggressive Zweikampfverhalten mündete in einigen überharten Fouls gegen schnelle und flinke Rheinberger Spieler. Folge: Die gelbe Karte für Reusch. Der TuS Rheinberg agierte zunächst abwartend und eher defensiv mit nur einer Spitze. Die einzigen Chancen der ersten Hälfte fielen dementsprechend ausschließlich für den RTV ins Gewicht, wobei die Rheinberger durch einige schnelle Angriffe durchaus ihre Gefährlichkeit andeuteten. Ein verunglückter Rettungsversuch des Rheinberger 10ers Marvin Mulrain ließ zum ersten Mal ein mitreißendes „Ooooooooooooohhh“ durchs Rund schallen. Diverse Distanzschüsse von Vogt, Berdelmann und Meinert waren kein Problem für den Rheinberger Keeper Vahid Colic. Über rechts sorgte Kapitän Bougheraba mit einem schönen Pass auf Reusch für Gefahr – Reusch nahm den Ball mit der Brust mit und zog aus vollem Lauf ab. Der Schuss war allerdings aus spitzem Winkel zu tief angesetzt und fand sein Ziel in den Handschuhen von Colic. Zur Halbzeit wurden sämtliche, am Seitenrand aufzufindenden, Wassereimer zur Abkühlung genutzt. Beide Mannschaften stapften schwer geschafft in die Kabinen. "Das Spiel war von Taktik geprägt, keine Mannschaft wollte den entscheidenden Fehler machen", beschrieb Rheinberg-Trainer Willi Hermanns die erste Hälfte. Auf den Rängen sorgten einige Becher des goldgelben Gerstensaftes für Abkühlung. Beide Teams wussten – es wird noch ein ganz schweres Stück Arbeit und so schwanden bei beiden Teams die Kräfte und der Glaube an den Aufstieg. Mit dem Wiederanpfiff jedoch, waren alle Schmerzen vergessen.
In der Halbzeitpause ließ Berrang verlauten, dass es für ihn an diesem Tag nicht über 90 Minuten gehen würde. Nach dem Seitenwechsel konnte der TuS Rheinberg das Spiel offener gestalten – was die lautstarken Rheinberg-Supporter aus Kamp mit Freuden zur Kenntnis nahmen. Immer wieder verstummten bei Rumelner Angriffen jedoch die Kamper Gesänge. Der RTV bot die reifere Spielanlage und ließ durch die schier unüberwindbaren Abwehrtürme Fröse, Birnbaum und Kutzera nicht viel zu. Vor allem Mike Birnbaum zeigte eine unglaubliche Leistung und verlor keinen Zweikampf. Tim Fröse eröffnete das Spiel als sicherer Libero und hatte in beiden Innenverteidigern immer eine sichere Anspielstation. Die Spieleröffnung lief immer wieder über den überragenden Borka, der zudem kaum ein Kopfduell verlor. Der zweite Sechser Reusch unterstützte die Dreier-Abwehrkette und verteilte immer wieder die Bälle. Erste Anspielstation waren immer wieder die zentralen Nebenleute Borka und Berdelmann. Berrang und Bougheraba rannten auf den Außen die Seitenlinie auf und ab und gingen stets an ihre Schmerz- und Leistungsgrenze. Logische Folge dieses enormen Engagements und der unmenschlichen Hitze: die Auswechslung von Berrang. Für ihn wich mit der Nummer 10 Thomas Bobran auf die linke Außenbahn – gewohnheitsmäßig agierte Bobran im Saisonverlauf im zentralen Mittelfeld.
Die Kräfte schwanden und so verpufften die zunächst gut vorgetragenen Angriffe auf beiden Seiten zumeist bereits vor dem Strafraum. Als sich beide Mannschaften vermutlich schon auf ein Unentschieden und eine anschließende Verlängerung geeinigt hatten, stockte allen Beteiligten und Zuschauern im Rund der Atem. Rheinberger Angehörige hatten den Torschrei bereits auf den Lippen – auf der anderen Seite waren die RTV-Anhänger schockiert. Man munkelt, dass die Mutter des RTV-Torjägers Dennis Meinert einen kurzzeitigen Herzstillstand erlitt – rechtzeitige Wiederbelebungsmaßnahmen ihres Mannes konnten aber Schlimmeres verhindern. Als sich die Flanke von Marcel Loosberg jedoch an den Pfosten senkte und der anschließende Nachschuss vor dem leeren Tor vom Rheinberger Stürmer David Starzinski kläglich vergeben wurde, löste sich die Aufregung der RTV-Fans in Erleichterung auf. Die Rheinberger Spieler wollten - die Rheinberger Fans konnten es nicht fassen. Was für eine Chance und das so kurz vor dem Ende. Auch die Rumelner wussten, das hätte es gewesen sein können. Dementsprechend brüllte Keeper Franck seine Vorderleute in gewohnter Manier an, was einen heftigen Disput innerhalb der Hintermannschaft auslöste. Nachdem die Aufregung verflogen war, ergriffen die Wortführer des Teams Birnbaum, Fröse und Bougheraba die Chance das Team aufzubauen und anzutreiben. In der Folge setzte es einen Sturmlauf des RTV auf das Gehäuse von Vahid Colic – die Rheinberger Spieler schienen mit ihren Kräften am Ende zu sein. Die immer wiederkehrenden Rufe: „Kommt schon, Jungs“ und die Anfeuerungsversuche der RTV-Fans führten bei allen Spielern des RTV zur Mobilisierung der letzten Kräfte.
Kurz vor dem Ende der offiziellen Spielzeit war die Spannung kaum noch auszuhalten. Die Hardcore-Fans des RTV rauchten mehr als die Hochöfen des Ruhrpotts in den 60er Jahren – der überaus kompetente Schiedsrichter dachte aufgrund der Rauchbildung zwischenzeitlich über eine Unterbrechung des Spiels nach. In der 85. Spielminute gab es noch einmal einen Freistoß für den RTV. Der Ball lag ca. an der Mittellinie als Abwehrchef Tim Fröse sich ein Herz fasste und den Ball weit in den Strafraum brachte – in der Hoffnung, dass das Kopfballungeheuer des RTV, Dennis Meinert, an den Ball kommt und wieder eines seiner spektakulären Kopfballtore erzielen kann. Stattdessen wurde der Ball durch die uneinigen Abwehrspieler des TuS Rheinberg abgewehrt und das Leder landete bei Thorsten Berdelmann. Von den Rängen schallte aus alkoholisierten und rauchigen Kehlen ein lautes: „Aus dem Hintergrund müsste Berdelmann schießen!!!“ Im Anflug geistiger Umnachtung zog Berdelmann aus der zweiten Reihe ab…der Atem stockt…der Puls steigt…die Fans schreien…die ersten Arme gehen hoch…das Adrenalin schießt durch den Körper…doch Berdelmann trifft den Ball nicht voll. Der Ball rollt durch den Sechzehner – Goalgetter Vogt schaltet schneller als sein Gegenspieler, nimmt den Ball aus der Drehung mit und zieht aus ca. 7 Metern ab. Die folgenden Sekunden kamen wohl allen Beteiligten eher wie Stunden vor. Der Ball fliegt an Keeper Colic vorbei, plötzlich zappelt das Netz. Einige Spieler realisierten das Tor erst als bereits die ersten Fans auf den Platz stürmten. Die Stimmung war auf dem Siedepunkt. Die Fans auf den Rängen rasteten völlig aus – einige machten sich auf den weiten Weg zur gegenüberliegenden Eckfahne. Dort hatte sich bereits eine riesige Traube um das „Goldfüßchen“ und den Siegtorschützen Pierre Vogt gebildet. Martialische Szenen beim Torjubel – das Schreien, Schlagen, Spucken, Ausrasten, Abhauen, Heulen, Beten und Zusammenbrechen kannte keine Grenzen. Vogt riss sich das Trikot vom Leib und versuchte die wilden Schläge seiner Teamkameraden abzuwehren. Auf dem Weg zum Mittelkreis zitierte der bis dahin sichere Referee die Nr. 17 des RTV zu sich und zeigte Gelb-Rot! Unfassbar! Vogt fuhr sich erschrocken durch die Haare und wies den Schiedsrichter darauf hin, dass er bis dahin noch keine Karte gesehen hatte. Die Rudelbildung war perfekt – die RTV-Spieler bestürmten den Schiedsrichter. Nach der Androhung einer Karte verflachte die Aufregung und der Referee bat beide Spielführer zu sich. Dustin Bougheraba verlieh dem Standpunkt der Rumelner Nachdruck und nachdem der Schiedsrichter seine Notizen checkte, war schnell klar – eine klare Fehlentscheidung. Vogt bekam nur die gelbe Karte.
Der RTV lag kurz vor Schluss in Führung und war so dicht vor dem Ziel. Die Spieler konnten es nicht fassen – einige wurden von ihren Gefühlen übermannt und fingen an zu weinen. Tim Fröse bat um göttlichen Beistand und riss die Arme gen Himmel. Nach dem Wiederanpfiff galt es nur noch den Vorsprung ins Ziel zu retten und den Sieg mit Mann und Maus zu verteidigen. Es waren nur noch 4 Minuten zu spielen, was einige Spieler gar nicht realisiert hatten. Was sollte bei dieser Defensivleistung heute noch passieren? Der RTV spielte sicher und ließ den Ball durch die eigenen Reihen laufen. Kurz vor Schluss verließ „El Capitano“ Dustin Bougheraba unter tosendem Applaus der Mitspieler und Fans den Platz. Fortan sollte Allan Mendez mit der Nummer 15 als zusätzlicher Abwehrspieler für Stabilität im Deckungsverbund sorgen. Die Kapitänsbinde übergab Bougheraba an „Die Mauer“ Birnbaum. In den Schlusssekunden versuchte Rheinberg noch einmal alles und ging mit allen Spielern nach vorne. Es brachte alles nichts – das Spiel war aus. Aus und vorbei!!!
Die Freudenszenen und der Jubel kannten keine Grenzen. Die Fans bestürmten die Spieler – man musste Angst um seine Spielkleidung haben. Spieler, Fans und Verantwortliche lagen sich in den Armen. Die Sektkorken knallten und der RTV bildete eine riesige Freudentraube inmitten des Platzes. Als die meisten Spieler bereits durch Champagner- und Bierduschen gezeichnet waren, bildete die Truppe einen Kreis und beglückwünschte sich noch einmal. Der Vorstandsvorsitzende Christian Fieberg und Geschäftsführer Frank Schungen vergaßen, bedingt durch übermäßigen Biergenuss, alles um sich herum und schrien inmitten des Kreises ihren Jubel heraus: „WIIIIIOOOOOOAR CHAAAABENS!“ In der Folge wurde nur noch gesungen, getanzt und sich gefreut – was in einem lauten: „HINSETZEN!“ von Edel-Fan Sascha Schmitz mündete. Die Schreie der exzentrischen und schillernden Vereinslegende waren wohl bis zur Heimspielstätte „Am Waldborn“ zu hören. Es wurde das freudigste und lauteste „HUMBA“ aller Zeiten. Jeder wollte jeden umarmen und als dann auch die letzten Hände geschüttelt waren, wurden die Feierlichkeiten vom Platz in die Kabine verlegt. An ein Ausruhen oder Duschen war nicht zu denken – die Spieler ließen die Schmerzen mit einigen eiskalten Flaschen Bier verfliegen. Schnell wurde klar – die große Aufstiegsparty sollte am heimischen Waldborn steigen. Und so verließen die Spieler des RTV nach der Verteilung der offiziellen „Aufstiegs-Shirts“ im Verbund die Platzanlage des TuS Preußen Vluyn. Auf dem Weg zu den Autos blickten die Aufsteiger des RTV in bedröppelte Gesichter der Rheinberger Spieler, konnten aber noch viel Glück für die nächste Spielzeit wünschen. RTV-Trainer Stefan Hufen kümmerte sich noch um die Medienvertreter und lobte auch den Gegner: „Es war sehr schwer für uns und hätte auch anders ausgehen können. Jetzt freuen wir uns über den sehr glücklichen Sieg.“
Mit dem Autokorso und teilweise halsbrecherischen Szenen ging es zu den offiziellen Feierlichkeiten „Am Waldborn“. Es war alles bereitet – der RTV richtete in diesen Tagen sein großes Jugendturnier aus. Durstende Kehlen blieben die Seltenheit, im Gegensatz zu Gesängen wie „Aufsteiger, Aufsteiger, Aufsteiger“ oder „Die Nr. 1 im Dorf sind wir“. Schließlich ergriff die Legende Dominik Ermel das Mikrofon und feierte das Aufstiegsteam auf dem „Meisterbalkon“ in Louis van Gaal-Manier. Die Feierlichkeiten reichten bis tief in die Nacht und wurden trotz unglaublichem Bierausschank für viele Spieler und Fans ebenfalls noch im Szene-Club „Motorrad Jansen“ fortgesetzt. Der Jubel kannte keine Grenzen und so wurde das Trinkgelage beim sonntäglichen Diebels Offensiv Pokal wieder aufgenommen. In Insiderkreisen weiß man, dass viele Spieler den Aufstieg noch immer nicht verarbeiten konnten und dementsprechend die Feierstimmung bis zur Abschlussfahrt anhalten wird.
Es bleibt eine erfolgreiche Spielzeit 2010/2011 mit hoffentlich ähnlichem Erfolg und eine Riesenparty bei der Abschlussfahrt vom 01.-04. Juli zu wünschen.
Vamos.